co-elternschaft

Eine Co-Elternschaft (auch Co-Parenting genannt) bedeutet, dass sich zwei oder mehrere Personen ohne Liebesbeziehung entscheiden, ein Kind zu bekommen und je nach gewähltem Modell großzuziehen. Während Co-Parenting in den USA bereits seit den 60er-Jahren gelebt wird, findet es erst seit geraumer Zeit in Europa mehr Zuspruch. Diese Familienform ist ein Weg zur Kinderwunschrealisierung für Homosexuelle und Paare oder Einzelpersonen. Durch Foren, auf dem gezielt Menschen mit einem Kinderwunsch nach einem Co-Elternteil oder sogar mehreren Co-Elternteilen suchen, ist die Realisierung und der Austausch möglich. Wie hoch der Bedarf ist, zeigt die Mitgliederzahl der Website Co-Eltern.de, zum 13.06.2022 waren 121.884 Mitglieder auf der Plattform angemeldet. Ebenso stieg die Anzahl der Mitglieder auf der Website familyship.org über die letzten Jahre stetig an. In diesem Blogeitrag erfährst du, was hinter einer Co-Elternschaft steckt, wichtige Faktoren im Zusammenhang mit Co-Parenting und welche Vor- und Nachteile bei diesem Familienmodell entstehen können.

Co-Elternschaft: Kooperation

Was ist eine Co-Elternschaft?

Die Soziologin Christine Wimbauer bezeichnet die Familienform als postromantische Elternschaft. Das Konzept beschreibt die Möglichkeit ein Kind zu bekommen, ohne mit dem Co-Elternteil in einer Liebesbeziehung zu sein. Kurz gesagt: Zwei oder mehrere Personen mit Kinderwunsch „kooperieren“, um den Kinderwunsch meist über künstliche Befruchtung zu realisieren. Besonders für gleichgeschlechtliche Paare kann sich diese Möglichkeit eignen. Auch der Zuwachs und Zuspruch heterosexueller Menschen mit Kinderwunsch im Bereich des Co-Parentings fiel Christine Wagner, einer Gründerin von familyship auf: „Dass das wächst und wächst, womit wir am Anfang überhaupt nicht gerechnet haben. Dass wir gedacht haben, das ist so eine kleine Nische für Schwule und Lesben und das war‘s, dass da sich auch viele Heteros für interessieren. Zum Beispiel Frauen um die 40, die nicht den richtigen Partner gefunden haben bisher. Oder Männer, die sagen, ich war jahrelang total vorsichtig, alle meine Freunde haben Kinder. Ich habe gerade keine Freundin, bin Mitte 40. Ich möchte jetzt auch nicht mit 60 Vater werden, kann ich zwar, will ich aber nicht. Die einfach nach alternativen Wegen suchen oder die sagen, ja mit der Liebe das hält immer so zwei, drei Jahre, dann ist es vorbei.“ (Zitat: Christine Wagner, Interview vom 26.06.2017 im Deutschlandfunk Kultur)

Welche Formen gibt es?

Die Familienkonstellationen des Co-Parentings sind sehr individuell. So gibt es beispielsweise die Ausgestaltungen: lesbisches Paar geht eine Co-Elternschaft mit einem homosexuellen Mann ein, eine alleinstehende Frau kooperiert mit einem gleichgeschlechtlichen Paar oder ein heterosexuelles Paar mit unerfülltem Kinderwunsch geht in eine Co-Elternschaft mit einem heterosexuellen Mann, der nur eine „Onkel-Funktion“ erfüllen möchte. Wie die Co-Elternschaft ausgestaltet werden soll, wird von den beteiligten Personen, während dem Kennenlernen abgestimmt und entschieden.

Co-Elternschaft: Beispiele für Familienformen

Beispiel für eine Co-Elternschaft:

Rebecca und Susann sind ein lesbisches Paar. Sie haben sich seit Beginn ihrer Liebesbeziehung gewünscht, miteinander Kinder zu bekommen. Zusammen mit Peter, einem Freund des Paares, der auch einen Kinderwunsch hatte, haben sie sich vor 3 Jahren für eine Co-Elternschaft entschieden. Peter hat seinen Samen gespendet und schon nach wenigen Versuchen mit der Bechermethode war Rebecca schwanger. So wurde Elias im Jahr 2019 geboren. Mit Peter sind sie in gutem Kontakt. Er besucht die Familie regelmäßig und hat die sogenannte Onkelfunktion für das Kind.

Co-Elternschaft: Passende Auswahl eines Co-Elternteils

Passende Auswahl eines Co-Elternteils

Bei der Auswahl eines Co-Elternteils sollte sich genug Zeit gelassen werden. Die eigenen Vorstellungen und Erwartungen sollten mit den potenziellen Co-Partnern besprochen werden und übereinstimmen. Die grundlegenden Erziehungsvorstellungen und Werte sollten gleich sein. So können später weniger Konflikte entstehen. Der Aspekt Ehrlichkeit sollte von beiden Seiten gelebt werden, um eine nachhaltige Co-Elternschaft eingehen zu können. Ein wichtiger Aspekt ist die finanzielle Ausgestaltung und Einbringung beider Seiten. Auch der Umgang mit Abmachungen und grundlegende Themen sollten im Voraus umfassend besprochen werden. Die Ausgestaltung einer „Elternvereinbarung“ kann eine bindende Lösung darstellen.
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Regelung Rechte und Pflichten

Um Konfliktpotenziale zu verringern, kann eine Elternvereinbarung aufgesetzt werden. Die Vereinbarung ist vergleichbar mit einem Ehevertrag und regelt die Rechte und Pflichten der einzelnen Personen. Gleichzeitig stellt ein Vertrag eine Absicherung für das Kind dar, um z.B. spätere Unterhaltsansprüche vorab festzulegen. Daher kann die Einbindung eines Anwalts sinnvoll sein.

Die rechtlichen Aspekte sind je nach Ausgestaltung der Co-Elternschaft sehr individuell. Sind beispielsweise 3 Personen involviert, muss im Vorfeld festgelegt werden, welche 2 Personen das Sorgerecht erhalten sollen und ob eine Dauervollmacht (z.B. Abholung von der Kita, Besuch von Arztterminen etc.) erstellt werden soll. Eine weitere Herausforderung kann bei lesbischen Paaren die Adoption des Kindes darstellen. In Deutschland ist die rechtliche Lage im Bereich der Familienformen noch nicht auf alle Möglichkeiten des Co-Parentings ausgelegt. Gemäß dem deutschen Recht können nur 2 Personen das Sorgerecht für ein Kind erhalten.

Co-Elternschaft: Vorteile

Vorteile Co-Elternschaft

Ein Vorteil kann die Tatsache sein, dass in der Co-Parent-Beziehung i.d.R. keine störenden Gefühle vorhanden sind. Die Ebenen befinden sich eher auf freundschaftlicher als auf partnerschaftlicher Basis. So wird auch das Konfliktpotenzial verringert. Der Zeitpunkt der Befruchtung kann selbst bestimmt werden. Während dem Kennenlernen sollten die gewünschten Erziehungsformen und Werte besprochen worden sein, sodass später an einem Strang gezogen werden kann. Da die Ausgestaltung der verschiedenen Konstellationen individuell ist, ist diese Familienform für viele Menschen so interessant. Der Fokus liegt in dieser Form auf dem Kind und ein weiterer Vorteil kann der Zugewinn von „Bonus-Eltern“ bei der Beteiligung mehrerer Personen sein.

Co-Elternschaft: Nachteile

Nachteile Co-Elternschaft

Auf den ersten Blick kann Co-Parenting eine passende Lösung sein, aber was passiert, wenn ein neuer Partner bzw. eine neue Familie hinzukommt? Die Verantwortung gegenüber dem Co-Elternteil bzw. den Co-Elternteilen und dem Kind bleibt bestehen. Dies sollte im Vorfeld gut durchdacht werden. Es können im Voraus Absprachen getroffen bzw. in einer Vereinbarung verankert werden. Die Einhaltung dieser Absprachen ist von hoher Wichtigkeit. Ein gewisses Maß an Konfliktfähigkeit sollte vorhanden sein, um ggf. auch Kompromisse einzugehen. In jeglicher Hinsicht sollte das Kindeswohl immer im Vordergrund stehen und in allen Absprachen berücksichtigt werden.

Fazit:

Die Co-Elternschaft ist eine alternative Möglichkeit zur Erfüllung des Kinderwunsches. Das Familienmodell wird immer populärer und ermöglicht die Gründung einer Familie ohne Liebsbeziehung. Bei der Entscheidungsfindung für oder gegen eine Co-Elternschaft, spielen verschiedene Faktoren, wie beispielsweise die Form, Auswahl des passenden Co-Elternteils und die Regelung der Rechte und Pflichten, eine wichtige Rolle. Die Entscheidung sollte mit der Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile getroffen werden. Das Kindeswohl sollte dabei immer im Mittelpunkt stehen. Zusammenfassend ermöglicht dieses Familienmodell die Entkopplung von Liebesbeziehung und Elternschaft. Das Finden eines passenden Co-Elternteils ist nicht einfach. Daher sollte hierfür genügend Zeit eingeplant werden.

Einen umfassenden Überblick über das Thema Co-Parenting findest du hier: 

In den kommenden Wochen werden wir das Thema Co-Elternschaft umfassend betrachten und dir umfangreiche Informationen, Tipps und Checklisten zur Verfügung stellen. Du hast selbst Erfahrungen in diesem Familienmodell? Teile deine Erfahrungen mit uns! Schreibe uns hierfür gerne über unser Kontaktformular. Wir freuen uns über deine Unterstützung 💚

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