Der Zervixschleim – magischer Zaubertrank oder lästiges Übel?
Dieser Frage möchte ich auf den Grund gehen. In meiner täglichen Arbeit erlebe ich immer wieder, dass dem Zervixschleim auch heute noch wenig Bedeutung zugemessen wird und sogar Ärzte ihn für nicht so wichtig erachten. Hast du gewusst, dass der Zervixschleim einer der wichtigste Fruchtbarkeitsmarker ist, wenn es darum geht, schwanger zu werden? Doch für was steht er eigentlich? Warum können wir Frauen überhaupt Schleim beobachten und was bedeutet der Schleim? Die Antworten dazu, findest du in diesem Blogbeitrag.

Was ist der Zervixschleim und wozu dient er?

Der Zervixschleim wird im Zervix oder auch im Gebärmutterhals gebildet. Er verschließt den Muttermund. Dabei hat er verschiedene Funktionen. Durch das Verschließen des Muttermundes, ist die Gebärmutter geschützt vor Bakterien. Auch das Durchdringen von Spermien ist daher nicht zu jeder Zeit im Zyklus möglich. Grundsätzlich kann man also sagen, dass immer Schleim vorhanden ist, du ihn aber, je nachdem, in welcher Zyklusphase du dich befindest, nicht sehen bzw. beobachten kannst.

Vereinfacht gesagt: Befindest du dich in der unfruchtbaren Phase deines Zyklus, kannst du sehr wahrscheinlich keinen Schleim beobachten. In der fruchtbaren Phase hingegen sollte es dir möglich sein, eine sehr gute Qualität von Schleim zumindest für 2 bis 3 Tage beobachten zu können.
Das wäre der Optimalfall. Da jede Frau anders ist, kann es zu Abweichungen kommen.

Eine weitere Aufgabe ist das Speichern und das Ernähren der Spermien. Ist eine ausreichend gute Qualität an Zervixschleim vorhanden, so können Spermien für ca. 5 Tage in der Vagina aushaaren. Das ist vergleichbar mit einer Art Vorratskammer: Die Spermien schwimmen in die Kammer. Dort machen sie es sich bis zum Eisprung gemütlich und naschen von dem leckeren Essen. Sobald sich die Tür wieder öffnet, können sich die Spermien auf den Weg durch den Gebärmutterhals, die Gebärmutter bis hin zu den Eileitern machen. Am Ende der Eileiter angekommen, verschmilzt dann, sofern alle Bedingungen optimal sind, die Eizelle mit einem Spermium. Das noch so junge Leben macht sich nach der Verschmelzung auf den Weg in die Gebärmutter, wo es sich das Mädchen oder der Junge bis zur Geburt gemütlich macht.

Zervixschleim - Befruchtung

Ist nun kein Schleim oder kein guter Schleim vorhanden, so sterben die Spermien innerhalb weniger Stunden oder Minuten ab. Die Überlebensfähigkeit der Spermien ist also von zentraler Bedeutung.

Wie sieht der Zervixschleim aus und was sagt das aus?

In jedem Zyklus gibt es wiederkehrende Abläufe. In der ersten Zyklushälfte kommt es früher oder später zum Schleimaufbau (Zervixschleim, der immer besser wird in seiner Qualität). Das hängt mit dem wachsenden Follikel zusammen. Je größer er wird, umso mehr Östrogen wird vom Follikel produziert. Das Östrogen wiederum sorgt dafür, dass vermehrt Schleim im Gebärmutterhals gebildet wird. Zudem verändern sich die Konsistenz, Farbe, Dehnbarkeit und das Gefühl des Schleimes. In der unfruchtbaren Zeit deines Zyklus ist er undurchlässig. Das kannst du dir wie ein Labyrinth vorstellen, aus dem es unmöglich ist, den Weg rechtzeitig wieder herauszufinden. In der fruchtbaren Zeit hingegen verändert er sich hinsichtlich Qualität und Quantität. Der Schleim wird durchlässig und die Spermien können den Muttermund passieren und durch den Gebärmutterhals bis in die Eileiter schwimmen. Quasi wie eine 10-spurige Autobahn ohne Tempolimit.

Zervixschleim - Menstruationszyklus

Was passiert, wenn die fruchtbare Zeit gekommen ist?

Zu Beginn des fruchtbaren Zeitfensters ist der Schleim pappig, cremig oder auch milchig. Zum Eisprung hin sollte er eiweißartig werden. Er lässt sich nun mit den Fingern sehr weit auseinanderziehen, ist durchsichtig und fühlt sich oftmals auch glitschig an. Bei manchen Frauen fließt er regelrecht davon. Das hängt mit dem hohen Wassergehalt im Schleim zusammen. Insgesamt gibt es weitaus mehr Beschreibungsmerkmale als die zuvor genannten.
In der Zusammenarbeit mit Frauen stelle ich immer wieder fest, dass viele noch wenig Erfahrung im Umgang mit dem Zervixschleim haben. Um ein genaues Bild zu erlangen, ist es sehr wichtig, den Zustand des Zervixschleims detailliert zu analysieren. Das ist der Schlüssel zum perfekten Timing und steigert die Chancen schneller schwanger zu werden erheblich.

Statistiken zeigen außerdem Folgendes: Wenn eine Frau den Zervixschleim versteht und auswerten kann, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% im 3. Zyklus schwanger. Vorausgesetzt ist, dass keine Fruchtbarkeitseinschränkungen beim Paar vorliegen. Bleibt das Wunschkind aus, können viele weitere Hinweise zur Gesundheit der Fruchtbarkeit erkannt werden.
Leidet der Mann unter einer eingeschränkten Spermienqualität, so hat das Paar die Möglichkeit, den einen perfekten Tag mit idealem Zervixschleim für die Liebe zu verwenden, um die Chancen optimal auszunutzen. Gerade in einer solchen Situation gilt das Motto: Weniger ist mehr. Dafür lieber gezielt!

Statistik: Schwangerschaftswahrscheinlichkeit Zervixschleim
Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1479570/ – Grafik: Bettina Zietzschmann

Wie beobachtet man den Zervixschleim?

Der Zervixschleim ist etwas Großartiges. Ihn zu beobachten, ist mit ein wenig Übung, sehr einfach und vor allem aussagekräftig. Tatsächlich ist die Schleimbeobachtung das zuverlässigste, was ich kenne. Wenn du erstmal gelernt hast, was du da beobachtest und was es bedeutet, wirst du es ganz leicht finden. Dabei wirst du immer wissen, was gerade in deinem Körper passiert – genial, oder? Wenn du ein exaktes Bild von deinem Schleimmuster (fruchtbares Zeitfenster) haben möchtest, beobachtest du ihn am besten jeden Tag, immer wenn du zur Toilette gehst. Achte dabei auch darauf, wie es sich anfühlt, wenn du mit dem Papier wischst. Das Gefühl kann sich dabei eher rau oder glitschig anfühlen. Wenn es sich glitschig anfühlt, dann ist das ein Zeichen von hoher Fruchtbarkeit. Aber Achtung, Samenflüssigkeit und Erregungsflüssigkeit fühlen sich ebenso an. Kannst du Schleim auf dem Toilettenpapier sehen, so prüfe ihn idealerweise immer mit den Fingern. Es ist nicht notwendig eine Abtastung im Inneren der Vagina oder am Muttermund durchzuführen. Der Schleim kommt von ganz alleine nach außen. Dort kannst du ihn am einfachsten beobachten. Vielleicht findest du den Gedanken daran gerade nicht so prickelnd, aber glaub mir, das ist das Beste, was du machen kannst, um zuverlässig zu erkennen, ob du fruchtbar bist oder nicht.
Der Zervixschleim – magischer Zaubertrank oder lästiges Übel?

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Liebe?

Sex nach Plan? Falls du dich davon unter Druck gesetzt fühlst, dann möchte ich dir diese Last etwas nehmen. Im Allgemeinen kann man sagen: Einmal Liebe vor dem Eisprung an einem sehr guten Zervixschleim-Tag reicht aus.

Wenig oder kein Zervixschleim?

Führst du die Schleimbeobachtung nach vorgegebenen Kriterien durch, wirst du dein individuelles Schleimmuster nach kurzer Zeit erkennen. Von einer normal langen fruchtbaren Phase spricht man im Übrigen, wenn diese ca. 5 bis 8 Tage lang dauert. Es kann immer zu Abweichungen kommen. Jede Frau ist anders und jeder Zyklus steht für sich. Dennoch ergeben sich Parallelen in den Zyklen. Stellst du fest, dass du kaum Schleim oder nur wenig Schleim hast oder er in der Qualität nicht so ist, wie er idealerweise sein sollte, dann kann das mit folgenden Dingen zusammenhängen:

 

  • Hormonelles Ungleichgewicht
  • Fruchtbarkeitsstörungen
  • Nach dem Absetzen der Pille
  • Durch die Einnahme von „trocknenden“ Medikamenten, wie beispielsweise Clomifen, Mönchspfeffer, Schleimhämmer (z.B. Hustensäfte) oder auch entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen oder Aspirin)
  • Nach einer Konisation (wenn ein Teil des Gebärmutterhals entfernt werden musste)
  • zu wenig Flüssigkeitszufuhr
  • zu wenig Bewegung und dadurch geringere Durchblutung der Geschlechtsorgane
  • Verwendung von Tampons – diese saugen die Flüssigkeit auf
Zervixschleim - Kalender

Wenn du das Gefühl hast, nicht ausreichend Zervixschleim zu haben, dann mach dir bitte keine Sorgen. Schwanger werden, hängt auch noch von anderen Faktoren ab. Die Hinweise für Fruchtbarkeitseinschränkungen findest du am besten über die Beobachtung deines Zyklus heraus. Erst dann kann man gezielt handeln und so lassen sich die Hormone wieder in Einklang bringen.

Fazit

Die Zervixschleimbeobachtung ist eine gute Möglichkeit zur Feststellung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. Um den Zervixschleim jedoch richtig analysieren zu können, ist umfassendes Wissen unabdingbar. Daher solltest du dich zu Beginn vollumfänglich mit dem Thema auseinandersetzen und dich ggf. von einer Expertin schulen lassen. Auch wenn es sich beim Zervixschleim um ein „Tabuthema“ handelt, sollte aus unserer Sicht mehr darüber gesprochen werden. Diese Beobachtung des Zervixschleims ist für jede Frau geeignet. Durch die Beobachtung lassen sich viele Fragen rund um den Zyklus sehr schnell klären. Denn der Zervixschleim sagt viel mehr aus. Er zeigt nicht nur die fruchtbaren Tage an, sondern lässt auch Rückschlüsse auf den Zustand der Fruchtbarkeit zu.

Bettina Zietzschmann

Zur Autorin:

Bettina Zietzschmann ist Expertin und Coach für Paare mit (unerfülltem) Kinderwunsch und ihr Motto lautet: „Endlich natürlich schwanger.“ Dabei spielt es keine Rolle, welchen Weg das Paar im Vorfeld gegangen ist. Ihre langjährige persönliche Erfahrung mit dem unerfüllten Kinderwunsch hat sie dazu bewegt, eine Ausbildung zum Kinderwunsch-Coach zu absolvieren, um Paare auf der Kinderwunschreise, die oftmals körperlich aber auch emotional sehr belastend ist, zu begleiten. Beim Kinderwunsch dreht sich alles nicht nur um die körperlichen Symptome. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper, Geist und Seele. Weitere Infos zu Bettina und ihrer Arbeit findest du hier: https://lifechoice.de/

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