Kinderwunsch beim Mann

Seiltanz der Gefühle bei unerfülltem Kinderwunsch

– Wenn das Sehnen zur Belastungsprobe wird

In unserer Kinderwunschzeit gingen mein Mann und ich unterschiedlich mit unseren Gefühlen um. Während ich immer mal wieder meinen Frust aus mir herausheulte, ging mein Mann eher in den Wald eine Runde Holzhacken. Nach außen war es für ihn wichtig, stark zu sein, mich zu trösten, mir Mut zu machen und mich wieder aufzumuntern. Dabei hatte auch er seinen Kummer. Für ihn war es schwer zu ertragen, dass ich medizinisch so viel erdulden musste, während ihm mehr oder minder eher eine „Nebenrolle“ zukam. Er konnte gefühlt noch weniger beeinflussen als ich, denn bei den meisten Arztterminen stehen wir Frauen im Fokus. Meinen Mann und mich hat diese Lebensphase mehr zusammenrücken lassen. Und doch hatten auch wir unsere Spannungsmomente, beispielsweise wenn ich im Büro mal wieder Überstunden machte. Dann musste ich mir oft anhören, dass es doch viel besser wäre, wenn ich mich entspanne, statt irgendwelchen Projekten den letzten Schliff zu geben. Ich hingegen neigte dazu, ein Bier, das er nach Feierabend gelegentlich trank, in Frage zu stellen. So kam es durchaus vor, dass wir gegenseitig an uns herummeckerten. Was uns jedoch definitiv geholfen hat war, dass wir miteinander über unseren Kinderwunsch sprachen.

Kinderwunsch beim Mann – Reden kann Spannungen lösen

Wenn ich dir eines ans Herz lege, dann dies: „Redet miteinander über das, was euch bewegt.“ Frauen fällt es häufig leichter, über Gefühle zu sprechen, weil sie darin meist geübter sind. Auch ist es gesellschaftlich anerkannt, wenn Frauen weinen. Männern hingegen wird von klein an beigebracht, dass Gefühle offen zu zeigen oder gar zu weinen in unserer Kultur eher eine Schwäche ist. Das kann ein Grund dafür sein, dass der Partner sein Gefühlsleben mit sich selbst ausmacht. Was ein solches Gespräch bremst oder gar unmöglich macht, sind gegenseitige Schuldzuweisungen. Doch wenn die Aufforderung dazu in ruhigen Momenten erfolgt, können beide lernen, über den Kinderwunsch zu sprechen.

Ideen, welche die Kommunikation erleichtern

Geht für ein solches Gespräch raus in die Natur. Spaziert durch den Wald, durch einen Park, an einem See oder Fluss entlang oder etwas Vergleichbarem. Meiner Erfahrung nach, entfalten sich Gespräche in der Natur viel leichter als in geschlossenen, engen Räumen. Auch das nebeneinander Hergehen hat den Vorteil, dass das, worüber ihr sprecht, den anderen nicht frontal treffen kann. Das macht es oft leichter, die Sichtweise des Anderen zuzulassen, ohne die eigene zu leugnen.

Der Ton macht die Musik

Achtet dabei auf den Ton der Stimme. Sollte sie zu eindringlich oder zu fordernd werden, so hilft der Hinweis: „Schatz, mach deine Stimme bitte wieder sanft.“ Auch vermeidet bei eurem Gespräch das kleine Wörtchen „aber“. Dieses Wort führt dazu, dass ihr euch allzu leicht gegenseitig Vorwürfe macht. Ein „Aber“ eröffnet meist eine Erklärungs- und Rechtfertigungsspirale. Selbst wenn du im ersten Teil deines Satzes etwas Schönes gesagt hast, löscht ein „Aber“ in vielen Fällen diese positive Aussage.

Formuliert statt „aber…“ besser „ja, stimmt und…“.

Mit dem ‚„Ja, stimmt“ würdigt ihr das Gesagte des Anderen und mit dem „Und“ entsteht die Möglichkeit, den eigenen Gedanken, der eigenen Meinung Raum zu geben. Beispiel: „Ja, stimmt, so wie du das erklärst, ist es aus deiner Sicht nachvollziehbar und für mich ist es gut, wenn dieses oder jenes hinzukommt, sich ändert.“ Probiere es aus. Ein „Und“ statt ein „Aber“ schafft Raum für neue Möglichkeiten.

Kinderwunsch beim Mann: Männer fühlen sich oft hilflos

In meinen Beratungen erlebe ich Frauen, die aufgrund ihres Kindersehnens nah am Wasser gebaut haben. Sie neigen dazu, bei der kleinsten Kleinigkeit in Tränen auszubrechen. Für den Partner ist das nicht selten ein seelischer Balanceakt. Einerseits tröstet er, macht Mut, beruhigt und beschwichtigt so gut er kann, und andererseits ist er auch mit der Situation überfordert. Meist kann er nicht wirklich eine Lösung anbieten, weiß sich selbst oft genug keinen Rat. Männer neigen dazu, mit dem unerfüllten Kinderwunsch rationaler umzugehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht ebenso unter der Kinderlosigkeit leiden wie die Partnerin. Sie tun dies häufig einfach anders. Während Frauen ihr Leiden offener nach außen zeigen, machen Männer dies häufiger erst einmal mit sich selbst aus. Liegt der Grund für den unerfüllten Kinderwunsch bei ihm, so können auch Scham und Schuldgefühle mit im Spiel sein. Archetypisch ist in unserer Gesellschaft das Männerbild tendenziell so geprägt, dass ein Mann stark, erfolgreich und potent zu sein hat. Zeigt er Schwäche, fühlt er sich womöglich als Versager. Dies macht die Sache eher schwieriger, statt leichter.

Zur Autorin:

Manuela hat bereits eine Kinderwunschreise hinter sich und kennt den Schmerz, trotz medizinischer Hilfe kein Kind zu bekommen. Dennoch hat sich für sie dieser herausfordernde Weg gelohnt – sie hat gemeinsam mit ihrem Mann ein Kind bekommen. Sie ist eine Expertin darin, auf bewusst emotionaler und auf unbewusster Ebene zu helfen, Blockaden aufzuspüren und zu lösen. Manuela begleitet Frauen und Männer auf dem Weg zum Kind auf eine liebevolle Art und Weise. Mehr Informationen über Manuela findest du hier: https://kinderwunschkinder.de/